Handelszeitung 26.11.2003

Textilpflege Bern: Saubere Kleider und eine reine Weste

Von Urs Walter

Ein starker Kundendienst, tiefe Preise und gute Arbeitsbedingungen fürs Personal: Mit diesem Rezept hat Beat Haldimann sein Unternehmen aufgebaut, das auch eine Partnerschaft mit Coop eingegangen ist.

Auweia -­ ein Rotweinfleck! Rasch Weisswein darüber, heisst das Hausmittel. Hilft es nicht, braucht es professionelle Textilpflege. Doch deren Qualität genügt oft nicht, ergab kürzlich ein Test der Konsumentenmagazine «Saldo» und «Kassensturz». Nur drei von zehn ausgewählten Betrieben erreichten beim Service, Entfernen aller Flecken und dem Finishing für das Teststück Damenblazer das Urteil «gut». An der Spitze lag dank des mittleren Preises von 13.80 Fr. die Textilpflege Bern von Beat Haldimann.

Ihr Erfolg hat mehrere Gründe, wie ihr Gründer erklärt. «Vor 17 Jahren hatte ich keine Ahnung von Waschen und Bügeln. Das vermied Betriebsblindheit», erinnert sich Haldimann. Um sich die Augen für die Probleme und Herausforderungen der Branche zu öffnen, besuchte der 47-Jährige die Hohensteiner Institute im gleichnamigen Schloss in Bönnigheim bei Heilbronn ­ quasi die Hochschule der Branche. Ein Lehrgang in Textilpflege am Bekleidungsphysiologischen Institut füllte den Rucksack ­ und ermöglichte den erfolgreichen Start im Bahnhof Bern.

Dem Personal etwas bieten

Haldimann verstand es, die richtigen Fachleute auszuwählen. «Als Neueinsteiger hörte ich auf sie», sagt er. Zudem zahle er die branchenhöchsten Löhne und biete flexible Jahresstunden. Konkret heisst das: Im Schnitt rund 4000 Fr. je Monat ­ plus das Abonnement für die Fahrt zur Arbeit und Einkaufsvergünstigungen. So konnte Haldimann in einer sonst von eher älteren Angestellten geprägten Branche jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen. Zudem könne er ihnen Aufstiegschancen als Filialleiter bieten ­ ein weiterer Vorteil, nachdem Ketten wie Fortmann oder Häberli oder Franchisingsysteme wie Texsana in Bern verschwunden seien. Viele Angestellte arbeiten denn auch schon über zehn Jahre bei der Textilpflege Bern.

Entscheidend für den Erfolg ist aber die Qualität der Dienstleistungen. «Erfahrung ist für die Qualität entscheidend», sagt Haldimann dazu. «Jeder Fleck braucht eine spezifische Behandlung und da ist es gut, wenn das bereits bei der Annahme erkannt wird.» Im erwähnten Test zeigte sich, dass die Textilpflege-Mitarbeiterin sowohl den Rotweinfleck als auch den Salatsaucenspritzer und auch die Lippenstiftspur auf dem Damenblazer erkannte. Sie fand zudem den vergessenen Kugelschreiber und die 20er Note in den Taschen. Solche wichtige Details bringen Haldimann treue Stammkunden. Der Chef hat ausserdem ein grosses Netz geknüpft mit Vertretern aus Wirtschaft und Staat oder mit den führenden Unternehmen der Branche in Basel und Luzern.

Die sind gut fürs Geschäft: «Leitende Angestellte ­ wie höhere Beamte­ legen viel Wert auf gepflegte Kleidung», weiss Haldimann. Deshalb bietet er einen Firmenservice an, wie etwa der KPMG in Bern: Ein kleiner Raum dient dort als Annahmestelle. Die Beschäftigten packen ihre Kleider in Säcke und versehen sie mit der von der Textilpflege Bern gelieferten Adressetikette. Zweimal wöchentlich werden die Kleider abgeholt und frisch gereinigt zurückgebracht ­ auf Kosten des Unternehmens. «Solche Fringe-Benefits erfreuen sich steigender Beliebtheit, gerade auch bei Karrierefrauen», sagt Haldimann.

Die Reinigungsbranche hat grosse technische Umwälzungen hinter sich. Grund ist die Abkehr von FCKW-Lösungsmitteln aus Umweltgründen. Viele Betriebe blieben dabei auf der Strecke. In der Deutschschweiz gibt es noch rund 400. «Jetzt wird es ruhiger», erwartet Haldimann. Er hat die meisten seiner Anlagen geleast. Als Novum steht im Laden im Bahnhof Bern ein Organisationssystem der italienischen Firma Metalprogetti. Damit werden die Kleider automatisch sortiert und konfektioniert. Sie schweben im Ladenlokal unter der Decke, bis die Magnetkarte des Kunden sein Stück abruft. Das ermöglicht das Abholen ohne Personal und ohne Warten.

Netz von 25 Annahmestellen

Haldimanns Betrieb umfasst heute drei Filialen und 25 Annahmestellen, 18 davon sind in Coop-Filialen ­als Teil des Coop-Ökoplanprogramms. Zertifizierte Reinigungsmittel und straffe Kontrollen sollen der Kundschaft saubere Kleider bringen ­ und der Firma eine saubere Weste. 40% des Umsatzes macht die Textilpflege Bern mit Herrenhemden. Der Umsatz pro verarbeitetes Kleidungsstück beläuft sich auf 8 Fr. «Textilpflege ist ein Massengeschäft», betont Haldimann. Und dieses erfordert hohe Investitionen und zentrale Lagen. Dass da auch mal was schief gehen kann, hat Haldimann selber miterlebt: Rund 20% Umsatzeinbusse verursachte der neunmonatige Umbau des Berner Hauptbahnhofes ­ kurz nachdem Haldimann dort in den neuen Laden investiert hatte. Der Neustart seit Mai verlief harzig, erst nach dem heissen Sommer zogen die Umsätze wieder an. Nun hofft Haldimann auf einen positiven Jahresabschluss ­ zumal die Kleiderreinigung nicht konjunkturabhängig ist, im Gegenteil: «Statt neue Kleider zu kaufen, lassen viele die alten einmal mehr reinigen», hat der Chef der Textilpflege Bern festgestellt.