K-Tipp-Artikel vom 13.1.09

6 bis 22 Franken für eine Bluse

Darko Cetojevic, Redaktion K-Tipp

Die teuerste Textilreinigung verlangt fast viermal so viel wie die günstigste. Und: Ein hoher Preis garantiert kein gutes Ergebnis.

Lippenstift am Kragen, Kugelschreiber-Tinte am Ärmel, Milchkaffee und Fruchtsaft auf Brust- oder Bauchhöhe:
Der K-Tipp hat 20 Seidenblusen je mit diesen vier Flecken versehen und anschliessend in zufällig ausgewählte Reinigungen gebracht. Die Textilreinigung Wiggispark in Netstal GL verlangte Fr. 6.-, die Mader AG in Bern kassierte als teuerste Reinigung in der Stichprobe happige Fr. 22.50. Punkto Kosten gibt es bei den geprüften Firmen drei Kategorien: Die günstigen verlangen Fr. 6.- bis 10.-, die mittleren Fr. 12.- bis 15.-, die teuren Fr. 18.- bis 22.50.

«Einen Fleck komplett übersehen»

Teurer heisst aber nicht automatisch restlos sauber: So hat die Kaufmann AG in Solothurn als zweitteuerste Reinigung im Vergleich (Fr. 20.50) einen Fleck übersehen. Dafür hat es die zweitgünstigste Reinigung, das Cleaning Center in Hinwil ZH (Fr. 7.-), unter die besten drei geschafft.

Die sauberste Bluse lieferte die Textilpflege Bern ab (Fr. 15.50).

Die schlechtesten Noten erhielt die Textilreinigung Wiggispark: «Einen Fleck hat die Reinigung komplett übersehen», so die Expertinnen (siehe "So wurde geprüft" unten). Zudem habe sich ein Knopf völlig verfärbt. Dazu sagt Silvia Zimmermann, Geschäftsführerin der Textilreinigung: «Das tut mir leid. Den Fleck hätten wir nicht übersehen dürfen. Diesen würden wir kostenlos reinigen. Und ich offeriere der Kundin, alle Knöpfe der Bluse auf meine Rechnung zu ersetzen.»

Sieben scheiterten am Milchkaffee

Am meisten Mühe hatten die Reinigungen mit dem Milchkaffee-Fleck: Bei sieben Blusen wurde er nur teils oder kaum beseitigt. Drei Reinigungen gelang es nicht, die Kugelschreiber-Tinte zu entfernen. Und fünf schafften es zwar, die Flecken zu entfernen, beschädigten dabei aber die Blusen. Laut Expertinnen ist dies an «leichten Reibspuren» und «ausgebleichten Stellen» zu erkennen. Allerdings hatten schon bei der Annahme fast alle Angestellten gewarnt: «Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass die Flecken rausgehen.» Ein Viertel der Reinigungen hat denn auch beim Abholen der Bluse darauf hingewiesen, dass nicht alle Flecken vollständig weg seien.

Stichprobe: So wurde geprüft und bewertet

Für die Stichprobe beauftragte der K-Tipp das Hohensteiner Forschungsinstitut in Bönnigheim (D), auf 20 identische Seidenblusen je vier Flecken zu platzieren:

Anschliessend liess der K-Tipp 19 Blusen von Textilreinigungen behandeln. Eine Bluse wurde in einer normalen Waschmaschine bei vorgeschriebenen 40 Grad gewaschen: Bis auf die Tinte waren die Flecken weg - dafür war das Gewebe rauer als vor dem Waschen.

Die Bewertung der Resultate haben Heidi Hofmann und Therese Schmid vorgenommen: Hoffmann ist Hauswirtschaftslehrerin an der Viventa der Stadt Zürich, einem der grössten Bildungszentren für Hauswirtschaft in der Schweiz. Schmid ist pensionierte Fachlehrerin im textilen Bereich.